Sanitäter in Leer nicht in Sicht
Sollten sich genügend Ehrenamtliche finden, die in Horstmar-Leer als Sanitäter vor Ort (SavO) Menschen im Notfall helfen möchten, könnte auch in Horstmars kleinerem Ortsteil eine Gruppe aufgebaut werden. Das war bei der Hauptversammlung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Horstmar Ende Mai zu erfahren. Eingetreten ist das aber nicht.
Jetzt, Mitte August, muss Björn Papendick, Sprecher der Horstmarer Sanitäter vor Ort, feststellen: "Es hat sich leider niemand zusätzlich aus Leer gemeldet. Es sind weiterhin zwei Interessenten." In Horstmar hingegen wuchs die Sanitäter-Gruppe von 14 auf 15 Köpfe an.
Um eine Gruppe aufzubauen, müssten es schon um die zehn Mitglieder sein, sagt Papendick. Diese müssen jeweils eine 60-stündige Ausbildung im Sanitätsdienst samt Abschlussprüfung durchlaufen und danach einmal pro Jahr eine Wochenendfortbildung mitmachen. "Man benötigt aber kein bestimmtes Vorwissen. Bewerben kann sich jeder und bei uns diese Ausbildung machen", unterstreicht Rotkreuzleiterin Siglinde Siepmann.
Für diese Ausbildung entstehen den Teilnehmenden keinerlei Kosten und auch die Ausrüstung wird komplett gestellt, fügt Björn Papendick hinzu – "man muss nur Freizeit opfern". Und Neulinge, die bisher noch keine Berührungspunkte mit Blaulichteinsätzen haben, würden vom DRK langsam herangeführt, so Papendick weiter.
Über die Gründe dafür, warum das Interesse aus Leer bislang so gering ist, grübeln die DRK-Verantwortlichen. Möglicherweise liege es an der räumlichen Nähe zu Burgsteinfurt, die dafür sorge, dass Rettungswagen und Notarzt in der Regel schnell vor Ort seien, sagt Siglinde Siepmann. Wobei es bei einem weitläufigen Ortsteil mit Bauerschaften im Außenbereich ja auch immer darauf ankomme, wo genau man sich in Leer befinde, gibt der DRK-Vorsitzende Heinz Lölfing zu bedenken.
Die Sanitäter vor Ort fahren immer nur dann raus, wenn Rettungswagen und Notarzt alarmiert werden – also ein lebensbedrohender Fall anzunehmen ist. Björn Papendick: "Unsere Einsätze sind zwingend an einen Notarzt gebunden." Weil sie – wie es ihr Name schon sagt – vor Ort ansässig sind, können sie schneller beim hilfebedürftigen Menschen sein. "Unter vier Minuten im Durchschnitt" dauere es in Horstmar, bis eine SavO-Kraft vor dem Patienten stehe, sagt Papendick. Sie überbrücken die Zeit bis die Rettungsdienste eintreffen.
Seit dem Start zum 1. Februar 2017 – ein Jahr mussten die ehrenamtlichen Sanitäter coronabedingt pausieren – gab es insgesamt 659 Einsätze. Mit 86 Prozent sind die internistischen Einsätze die weitaus meisten, gefolgt von chirurgischen und "sonstigen" Fällen, zitieren die DRK-ler aus ihrer Statistik
Wenn die Sanitäter eintreffen, ist die Erleichterung und Dankbarkeit der Betroffenen und ihrer Angehörigen riesengroß, berichtet Papendick: "Die sehen die orangene Jacke und sagen: 'Der Arzt ist da!'" Das stimmt zwar nicht, weil die Ersthelfer nicht therapeutisch tätig werden dürfen und daher auch keine Medikamente dabeihaben. Den Patienten sei das aber erst einmal ziemlich egal. "Die sind einfach heilfroh, dass jemand da ist, der hilft", sagt Siglinde Siepmann. Und das zurecht, denn im Notfall könne jede Minute zählen, unterstreicht die Rotkreuzleiterin.
Weil die Sanitäter vor Ort eine professionelle Ruhe ausstrahlten, trete auch bei den Betroffenen meist eine gewisse Entspannung ein, hat Björn Papendick beobachtet. Und wenn gewünscht, bleiben Papendick und seine Mitstreiter auch noch etwas länger für Gespräche am Einsatzort.
Die Hoffnung, dass es auch noch eine SavO-Truppe in Horstmar-Leer geben könnte, hat Heinz Lölfing noch nicht aufgegeben: "Wir wären froh, wenn wir in Leer tätig werden könnten." Dabei empfange das DRK jeden Interessenten mit offenen Armen, betont Papendick. Jedoch wäre es ideal, wenn es auch Bewerber außerhalb der Feuerwehren gäbe, denn: "Die Feuerwehr geht immer vor. Im Zweifel ist stets der Feuerwehrwagen zu besetzen." Aber auch anderweitig kann man dieses Hilfsangebot unterstützen: Man werde zwar von der Stadt Horstmar sehr unterstützt, sei aber dennoch auf Spenden angewiesen, erklärt der DRK-Vorsitzende Heinz Lölfing.