Ein Jahr ohne Friseur
Es war genau vor einem Jahr, als man zu mitternächtlicher Stunde anlässlich des 80. Geburtstages von Trude Schneider in gemütlicher Runde beisammen saß. Zu den Gästen gehörte auch jemand aus der Verwandtschaft mit einem auffällig langen Haarwuchs. Die Gesellschaft fand Gefallen daran und animierte zwei Männer zu einer Wette, an der im wesentlichen Ernst Telgmann beteiligt war. "Wenn Du es schaffst, die Ausgaben für den Figaro für ein ganzes Jahr einzusparen und Deine Haarpracht um 10,5 cm wachsen lässt, spendieren wir einen nennenswerten Betrag", forderten sie Ernst Telgmann zum Mitmachen auf. Und der willigte sofort ein. Im Laufe des Jahres schlossen sich noch weitere Menschen der Wette an, die nicht daran geglaubt hatten, dass Ernie, wie er gerne genannt wird, tatsächlich ein ganzes Jahr den Friseurbesuch meidet.
Jetzt war der Tag gekommen. Mehr als 70 Gäste waren zum Anwesen der Telgmanns in der Alst 5 erschienen. Es war die große Familie, die Verwandtschaft, Stammtische, Freunde, die Nachbarn und sogar Gäste aus Düsseldorf, die bei der Aktion dabei sein wollten, als Friseurmeisterin Maria Telgmann mit Kamm und Schere die gewachsene Haarpracht entfernte. Mit Hilfe eines Zollstockes wurde die erste abgeschnittene Locke gemessen. Sie war tatsächlich 13,5 cm lang und somit hatte Ernst Telgmann die Wette gewonnen; er wurde zum Wettkönig der Alst erkoren.
"Ich habe das alles mitgemacht, weil der Erlös dieser Wette unserem Kapellenverein zugute kommt" begründet der wieder zum "alten Ernst" umfrisierte Alster Poahlbürger. Er sei allerdings froh, jetzt wieder "normal" auszusehen, denn zum Schluss sei es ganz schön lästig gewesen. Sohn Michael gab das finanzielle Ergebnis dieser spaßigen Aktion bekannt, es waren genau 1.793,71 €. Dabei verwies er darauf, dass beim Frühschoppen anlässlich des Alster Schützenfestes bereits 400 € gesammelt wurden. Ernst Telgmann befand sich in der Reha und hatte sich ein Zöpfchen flechten lassen. Das entsprechende Foto schickte er nach Hause. Jeder, der das Foto auf dem Handy sehen wollte, gab gerne seinen Obolus in das bereitgestellte Sparschwein. Auch die heimischen Geldinstitute beteiligten sich mit einem nennenswerten Betrag an dieser Gaudi.