Dorfladen schreibt wieder schwarze Zahlen
Rappelvoll war der Saal der Gaststätte Vissing/Wegmann anlässlich der Bürgerversammlung des Leerer Dorfladens. Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Rüße wertete das hohe Interesse als gutes Zeichen für den Erhalt und Fortschritt der genossenschaftlichen Einrichtung der Bürger von Leer.
Das hohe Interesse lag wohl daran, dass über das Ergebnis des Geschäftsjahres 2023 berichtet werden sollte, denn schließlich geht es um den Erhalt des für Leer so wichtigen Dorfladens. In Erinnerung geblieben war der Verlust aus dem Jahre 2022 mit rund 4.300 Euro.
Steuerberater Florian Niehoff konnte auf einen Überschuss für 2023 in Höhe von 2.565 Euro hinweisen. Er warnte davor, diesen allzu hoch zu bewerten. Im Überschuss enthalten seien nämlich auch sonstige betriebliche Erträge wie Preisgelder, Spenden und Erstattung von Versicherungsschäden, die nicht mit dem laufenden Geschäftsbetrieb unmittelbar in Zusammenhang zu sehen seien.
Maßgeblich für den Überschuss seien Umsatzsteigerungen um 10,18 Prozent auf rund 750.000 Euro, die neben Preissteigerungen auf einen erhöhten Warenstrom zurückzuführen seien. Beim Wareneinkauf gab es eine Steigerung in Höhe von 10,4 Prozent. Der Personalaufwand ist um rund 16.000 Euro gestiegen und beträgt nunmehr rund 161.600 Euro. Mit ihm werden von montags bis freitags die Öffnungszeiten von 6.30 Uhr bis 18.30 Uhr, samstags von 7 Uhr bis 12.30 Uhr und sonntags von 8 Uhr bis 12.30 Uhr abgedeckt.
Die Personalkosten wären um ein Vielfaches höher, gäbe es die Ehrenamtlichen nicht, betonte Vorstandsmitglied Helmut Gerdener. Ohne sie hätte man die letzten zehn Jahre nicht geschafft. Sein Dank galt nicht nur ihnen, sondern auch den hauptamtlich Beschäftigten für ihr großes Engagement. "Wir stehen vor immer neuen Herausforderungen, die es zu meistern gilt, es gibt keine Zeit des Ausruhens", stellte er fest und fügte hinzu: "Wir müssen immer wieder über neue Wege und Einnahmequellen nachdenken, damit uns die Kosten nicht weiter drücken."
Man müsse weiterhin den Umsatz erhöhen, um zukunftsfähig wirtschaften zu können. Sein Appell an dem Abend: "Animiert immer wieder diejenigen, die bislang noch nicht so überzeugt waren." Und er vertrat die Auffassung aller: "Ein Dorf ohne kommunikativen Mittelpunkt und Einkaufsmöglichkeit ist ein Dorf, dem man das Herz herausgerissen hat. Es wird leblos im wahrsten Sinne des Wortes. Wir schaffen das." Dieser Auffassung schloss sich auch Bürgermeister Robert Wenking an.
Einen völlig neuen Aspekt brachte Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Rüße wegen eines zweiten finanziellen Standbeines für den Dorfladen ein. Aktuell habe man sich als Interessent beim Windpark Haltern-Moddefeld registriert mit dem Ziel, einen Anteil von 300.000 Euro zu übernehmen. Bis jetzt habe es dazu noch keine Reaktion gegeben, aber man rechne mit deutlichem Widerstand. Die Argumente dafür seien klar: Man brauche diese Beteiligung für die langfristige Sicherung des Dorfladens.
Die großen Beteiligten, neben denen, die als Bürgerbeteiligung mit geringen Anteilen beteiligt werden müssen, müssten insgesamt auf einen sehr kleinen Teil ihrer Einnahmen verzichten, geschätzt auf etwa 1 Prozent, wenn man von einem Gesamtinvestitionsvolumen von 30 Mio. Euro ausgehe. Das sollte zumindest den Anteilseignern, die aus Leer kommen, der sichere Bestand des Dorfladens doch wert sein. Natürlich haben man keine 300.000 Euro in der Schublade liegen. Die müssten gesammelt werden. "Aber ich bin sehr zuversichtlich, am Ende einer Bürgerversammlung das Geld zusammen zu haben", äußerte Klaus Rüße euphorisch.
Mareike Wallkötter und Verena Weist wurden in den Aufsichtsrat gewählt. Die Entlastung des Aufsichtsrates und des Vorstandes erfolgte jeweils einstimmig und war ein Zeichen des Dankes und der Anerkennung für die Leistung der ehrenamtlich tätigen Gremien. Recht umfangreich waren die Vorschläge für die Verbesserung der Situation im Dorfladen. Sie reichten vom Wiederaufleben der monatlichen Grillabende, dem Anwerben neuer Mitglieder bis hin zu Informations-Schreiben und der gezielten Ansprache der "Säumigen" durch Befürworter der Einrichtung.