Archäologische Untersuchungen auf dem Kirchplatz
"Die aktuellen archäologischen Untersuchungen nördlich der Kirche in Horstmar-Leer am Gelände des ehemaligen Pfarrheimes sind bedingt durch geplante Neubauvorhaben und richten sich in Fläche und Tiefe nach deren Ausmaßen", betont Archäologe Dr. Andreas Wunschel vom Landschafsverband Westfalen Lippe. Auf Basis des historischen Abrisses innerhalb des Planungsgebietes sei grundsätzlich mit untertägig erhaltenen Befunden und Funden zu rechnen, welche in direktem Zusammenhang mit der allgemeinen Ortsgeschichte stehe und mindestens bis in das 13. Jahrhundert zurückreichen könne, lautet die Begründung für das Aktivwerden der Archäologen. Die Planungen betreffen den mittelalterlichen Ortskern von Leer, der sich um die 1217 erstmals urkundlich belegte Pfarrkirche gebildet hatte. Diese entstand mit einiger Sicherheit auf Grund der Abtei Werden, deren Haupthof im Ortsteil Haltern später an das Stift Borghorst überging. Vielleicht zur Gründungsanlage der Kirche gehört der Saalbau mit Turm, dessen Entstehung aufgrund der romanischen Stilelemente in das 12. Jahrhundert datiert wird. 1929 wurde das mittelalterliche Kirchengebäude nach Abbruch der älteren Südwand bis zur Dorfstraße erweitert und so die Baugestalt der Kirche wesentlich verändert.
Im ausgewiesenen Planungsgebiet liege somit ein sogenanntes "vermutetes Bodendenkmal". Erste Sondagen auf der Maßnahmenfläche, die im Mittelalter einen Meter unter dem heutigen Niveau liegt, zeigten recht bald eine gute Befunderhaltung, die unter anderem auf eine hochmittelalterliche Besiedlung zurückzuführen sei. In diesem Zusammenhang sei besonders auf zahlreiche Pfostengruben hinzuweisen, die sich als Relikte ehemaliger Gebäude im Boden erhalten haben. Es sind die Stellen, bei denen der Boden schwarz gefärbt ist. Im nordwestlichen Maßnahmenareal konnte eine einst deutlich stärkere Relieferung des Geländes ausgemacht werden, was sich im archäologischen Befund durch eine ehemalige Senke abzeichnete. "Wie oft zu beobachten ist, wurde auch in Horstmar-Leer für die Kirche und deren unmittelbare Umgebung eine topographisch erhöhte Position gewählt", erklärt Dr. Andreas Wunschel. Zu den Funden zählen insbesondere zahlreiche Keramikscherben, die mehrheitlich dem 12. bis 14. Jahrhundert nach Christus zugewiesen werden können. In diesem Zeitraum datiert wahrscheinlich ein ebenfalls bei den archäologischen Untersuchungen angetroffener Brunnen. Bei den Ausgrabungen konnten somit Besiedlungsreste dokumentiert werden, die mitunter zeitgleich zur Ersterwähnung des Kirchspiels datieren und somit bis in die Anfänge der Siedlungsentwicklung in Leer zurückreichen. Es sei eine Keimzelle, auf die eine kontinuierliche und letztlich bis heute hin anhaltende Siedlungstradition aufbauen sollte. Noch bis Ende nächster Woche wird Thies Evers von einer Dortmunder Firma für die Untersuchungen benötigen.