Abschied von der "Oma"
Der Löschzug Leer der freiwilligen Feuerwehr Horstmar muß sich von seiner "Oma" trennen. Sie ist in die Jahre gekommen. Mit Tränen in den Augen fiel Georg Hebbe und Thomas Jüditz der Abschied besonders schwer, denn sie hatten die "Oma" jahrelang gepflegt. Jeder bei der Feuerwehr weiß, dass mit der "Oma" ein im Jahre 1958 in den Dienst gestelltes Löschfahrzeug des Löschzuges Leer gemeint ist., übrigens das erste nach dem Krieg. Es gehört nicht mehr zum aktiven Bestand in Leer. Aber es wurde weiterhin gepflegt und stand bei Ausfahrten oder Fahrten der Ehrenabteilung anlässlich von Löschzugübungen zur Verfügung.
Die "Oma" ist ein Fahrzeug der Marke "Opel Blitz". Es bietet im inneren Platz für insgesamt neun Personen. "Die Sitzbänke im Fahrzeug sind aus Holz und nicht sonderlich bequem", weiß August Ahlers, Mitglied der Ehrenabteilung, aus eigener Erfahrung zu berichten. Das innere des Fahrzeuges beherbergt Feuerlöschgeräte und Atemschutzgeräte. Zum Erscheinungsbild trägt eine Vorbaupumpe bei. Auf dem Dach ist eine Leiter platziert. "Technische Hilfeleistung war damit nicht möglich" erinnert sich Thomas Jüditz. So kam es, dass das Fahrzeug in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch ein moderneres Löschfahrzeug abgelöst wurde.
"Doch was soll mit dem jetzt ausgemusterten Fahrzeug passieren" fragten sich die Löschzugmitglieder aus Leer. Schnell war man sich einig, es in Leer zu belassen. Franz Jüditz übernahm ehrenamtlich die Pflege. Bei Werner Helker und Karl Baumgard holte er sich damals Hilfe, wenn Reparaturen anfielen. Beide waren vom Fach, denn sie arbeiteten bei Opel-Höffker in Borghorst. Das Fahrzeug musste im Feuerwehrgeräte in Leer dem neuen Fahrzeug Platz machen. Es wurde zunächst in der Scheune von Franz Horstmann in der Bauerschaft Ostendorf abgestellt. Später wurde eine Abstellmöglichkeit in der inzwischen abgerissenen Scheune an der Grollenburg gefunden. Georg Hebbe hatte eigens dafür in der Scheune eine Abstellfläche gepflastert.
Heute ist die "Oma" auf dem Gelände des städtischen Bauhofes zu finden. Der Zahn der Zeit hat am Löschfahrzeug genagt. Eine Teillackierung war erforderlich, die von der Lackiererei Raue in Burgsteinfurt kostenlos durchgeführt wurde. Die Unterhaltung des Fahrzeuges erfolgte ausschließlich aus Mitteln des Löschzuges Leer ohne städtische Beteiligung "Dabei war man auf Spenden aus der Bevölkerung angewiesen", weist Georg Hebbe hin, denn ein altes Fahrzeug sei schließlich reparaturanfällig. Und das konnte er an ganz konkreten Beispielen verdeutlichen. Er nahm zusammen mit dem damaligen Stadtbrandmeister Frank Burrichter am Kreisfeuerwehrtag in Lengerich teil. Dort wollte man historische Fahrzeuge darstellen. Also fuhren beide mit der "Oma" los. Bereits in Emsdetten qualmte der Motor. Ein Kühlwasserschlauch war geplatzt. An einer Autoreparaturwerkstatt konnte ihnen geholfen werden und sie kamen beinahe pünktlich in Lengerich an.
Das endgültige Aus kam jetzt unverhofft. Ralf May wollte anlässlich seiner standesamtlichen Trauung mit seiner Braut Andrea und den Trauzeugen mit der "Oma" nach Horstmar ins Rathaus fahren. An der Tankstelle Raus versagte die Schaltung, das Fahrzeug war nicht mehr fahrtauglich. man musste in ein anderes Fahrzeug umsteigen. "Unser Bestreben war es stets, das Fahrzeug so lange wie möglich fahrtauglich zu halten" bekennt Georg Hebbe seine Liebe zum Fahrzeug. Es wurde jährlich dem TÜV vorgestellt. Das Fahrzeug wurde jetzt der Stadt überstellt und soll, wie Ordnungsamtsleiter Georg Becks wissen lässt, im Rahmen einer Zollauktion versteigert werden.