Wo's mal richtig laut werden darf
Das Teilnehmerfeld war krankheitsbedingt von acht auf fünf geschrumpft – aber die Kinder, die dabei waren, machten Krach für zehn. Die Rede ist vom Schlagzeug-Workshop, der jetzt im Jugendtreff Jule stattfand. Jan Belting, Schlagzeuglehrer und Rhythmuspädagoge, stand hier mit seiner Kollegin Jana Kinscher bereit, um die Zehn- bis 14-Jährigen in die Geheimnisse des Schlagzeugspielens einzuweihen.
Im großen Raum des Jugendtreffs standen die Einzelteile eines Drumkits – die tieftönige Bassdrum, die knackige Snaredrum und das scheppernde Hi-Hat. An jeder Station stand ein Kind und spielte nach, was Jan Belting ansagte. Dazu hatte er eine Magnettafel, die den Einsatz von Bass, Snare und Hi-Hat mit verschiedenen Noten und Symbolen sowie unterschiedlichen Farben darstellte.
Aber auch an ein vollständiges Schlagzeug durften sich die jungen Teilnehmenden während des 2,5-stündigen Workshops setzen. In einer großen Gruppe sei es sinnvoll, die Kinder erst einmal an den einzelnen Trommeln zu schulen, "aber alle sollen auch mal die Chance haben, an einem kompletten Drumset zu spielen", betonte Jan Belting.
Es gehe erst einmal darum, die Basics zu lernen, erklärte der Schlagzeuglehrer: "Was ist Rhythmus, worauf kommt es an." Das Schlagzeugspiel zu lernen, sei alles andere als einfach, ergänzte Jana Kinscher: "Es sind drei Sachen gleichzeitig, die man koordinieren muss." In den zweieinhalb Stunden gehe es darum, die Grundlagen des Grundtaktes zu vermitteln, "und den Grundtakt haben die Kinder heute schon ganz gut raus". Dabei sei es auf jeden Fall von Vorteil, wenn Kinder bereits ein anderes Instrument spielten, denn dann hätten sie schon mehr Taktgefühl.
Teilnehmerin Pia hatte diese Vorerfahrung schon: "Ich spiele Querflöte und Trompete." Schlagzeugspielen findet sie jetzt auch "cool, weil man da richtig was ausprobieren kann". Sie mag es auch, mal ein ganz anderes Instrument zu spielen, bei dem man richtig draufhauen darf.
Liam geht nach den Sommerferien in die fünfte Klasse und weiß schon, dass er dann im Musikunterricht Schlagzeug spielen kann. Deshalb hat er diesen Workshop als gezielte Vorbereitung genutzt. "Und das ist wohl was für mich. Das macht Spaß", sagte er am Ende der Trommeleinheit.
Der Workshop, der durch das Kulturrucksack-Programm finanziert wurde und von den Jugendtreffleiterinnen Doris Zintl (Leer), Lina-Sophie Nackat (Horstmar) sowie dem Stadtmarketingverein Horstmar Erleben organisiert wurde, hat in diesen Ferien erstmals stattgefunden. Wegen der Kulturrucksack-Vorgaben richtete er sich an Zehn- bis 14-Jährige. "Eigentlich ist es besser, mit sechs bis sieben Jahren anzufangen. Aber auch Ältere können das Schlagzeugspielen als Quereinsteiger lernen. Und wenn die Kinder richtig Lust haben, macht es sowieso Sinn", sagte Jan Belting. Und das sei im Jugendtreff Jule auf jeden Fall so gewesen.
Bliebe noch die Frage zu klären, ob die Eltern begeistert sind, wenn sich der eigene Nachwuchs ein so großes, lautes und kostspieliges Instrument wünscht. "So teuer ist das gar nicht. In Kleinanzeigen findet man oft günstige gebrauchte Drumkits", wollte der Schlagzeuglehrer ein Gegenargument nicht gelten lassen. Aber laut – ja, das sei es natürlich schon. "Man kann es im Keller aufbauen und sollte mit den Nachbarn sprechen", lautete Beltings Tipp. Oder auf ein E-Schlagzeug setzen, das sich auch mit Kopfhörer – und damit etwas nachbarschaftsfreundlicher – spielen lasse.